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Ich habe vorgestern bei Frau Feylamia einen schönen Beitrag gelesen, in dem sie unter anderem auch zum Thema „Menschen im Schrank“ schreibt. Genauer gesagt geht Frau Feylamia auf die Frage von afterellen.com ein, ob man mit jemanden zusammen seien würde, der nicht vor seiner Familie geoutet ist. Ich wollt das gerade schön kommentieren, dachte mir aber, wenn ich noch länger werde, kann ichs auch gleich als Blogantwort schreiben.

Bei dem Thema fiel mir sehr spontan die aktuelle Webserie „Anyone but me“ ein und meine Diskussionen mit Feylamia dazu auf Twitter (die sie am Ende des Artikels auch anbringt). In der Webserie geht es um das Teenagerpaar Vivian und Aster. Beide jung, beide verliebt. Der Hacken ist, das Vivian raus aus der Stadt in ein nahegelegenes Örtchen zieht. Und dort ist sie erstmal nicht gewillt ihrer Tante (bei der sie und ihr Vater leben) oder ihren Mitschülern von der Tatsache zu berichten dass sie eine X-Chromosom-Favorisiererin ist. Sehr zum Missfallen von Aster die natürlich jetzt in Gegenwart von Tante und Vivians Klassenkameraden zur guten Freundin degradiert wird. Und das wo die beiden ja irgendwie keine 10 Sekunden voneinander lassen können.
Ich hab da auch Verständnis für Aster die ja nicht nur eine x-beliebige Bekannte in Vivians Leben seien möchte, andererseits finde ich unfair dass sie Vivian immer drängt. Denn letztendlich muss Vivian mit den Leuten leben … und nicht Aster. Vivian muss dabei ja noch nicht einmal offene Ablehnung fürchten, es reicht ja schon dass sie sich unwohl fühlt auf einmal anders zu sein.
Ob Vivian das irgendwann mal verrät und so möchte ich jetzt gar nicht verraten. Schaut euch die Webserie einfach mal an einen netten Abend selbst an, soweit ihr sie noch nicht kennt. Es lohnt sich finde ich.
Ich finde übrigens auch nicht dass Vivians Schrankleben irgend etwas über ihre Gefühle zu Aster aussagt. Ich finde jedenfalls nicht, dass das der große Liebesbeweis ist wenn sie es der Tante sagt, obwohl sie sich bei dem Gedanken offenkundig nicht wohl fühlt.

Was wohl auch meine Einstellung zu dem Thema beantwortet. Ich finde das Coming Out ist etwas sehr persönliches was man nur selbst entscheiden kann. Weil man auch mit den Konsequenzen leben muss. Und weil man vielleicht auch den richtigen Zeitpunkt finden möchte. Und wenn jemand es nicht jedem erzählen will, dann ist das erstmal okay und ich würde das auch akzeptieren. Langfristig gestaltet sich natürlich das Leben geoutet angenehmer. Zu mindestens der eigenen Familie möchte man es ja auch irgendwann erzählen, denn wie sonst soll man sein Glück (oder auch Unglück) teilen?

Dieser Beitrag wurde geschrieben am Dienstag, 27. April 2010 und wurde abgelegt unter "Lesbisches Allerlei, Serienferisch". Du kannst die Kommentare verfolgen mit RSS 2.0. Du kannst hier einen Kommentar hinterlassen, oder einen Trackback senden von deiner eigenen Seite.

2 Kommentare

  1. Feylamia:

    Hast Du schön geschrieben, Madame. 🙂

    Ich glaube, das hängt auch sehr davon ab, wie nah man seiner Familie steht – ich würde es nie übers Herz bringen, sie anzulügen, wenn ich eine Freundin habe. Das Drängen von Aster nervt mich allerdings auch – sie sollte einfach gehen, wenn es sie so stört. Und gleichzeitig sollte Vivian einfach reinen Tisch machen oder gehen. Denn dass das Schrankleben die Beziehung nur unnötig belastet, sieht man ja.
    Mit Vivian ist das sowieso so eine Sache – da bahnt sich anscheinend was mit Sophie an. Und warum für eine Beziehung outen, an der man irgendwie schon zweifelt? Ich glaube, das ist der springende Punkt, der mich so stört.
    Eigentlich will ich die beiden nur packen und sie zwingen, einfach mal ordentlich miteinander zu reden. 😀

  2. Bioschokolade:

    Also ich würde meine Familie ungern anlügen. Ich gebe zu ich bin da auch leider völlig unfähig zu, weil ich wirklich nicht gut lügen kann. Abgesehen davon möchte ja auch die schönen Sachen im Leben mit seiner Familie teilen.

    Ich kenne aber schon ein paar Leute die nicht vor ihrer Familie geoutet sind bzw. sehr lange nicht geoutet waren. Auch wenn ich persönlich ja immer in solchen Fällen das Outing nahe lege, kann ich schon verstehen dass manche davor Angst haben irgendwie ausgestoßen zu werden oder mit der Enttäuschung ihrer Familie rechnen zu müssen … man hat ja nur eine und anders als Bekannte kann man sie sich nicht aussuchen. Wenn das Coming Out da nach hinten los geht ist es halt um so schwerer.

    ZU ABM: Ich find die Sache mit Sophie ja spannend. Irgendwie kommt da endlich mal ein bisschen Schwung rein. Ich gebe ja zu, in dieser Form hatte ich nicht damit gerechnet, weil Vivian vor Sophie ja so schön drum rum geredet hat, das hab ich ihr auch abgekauft. Das sie das ausgerechnet vor Aster dann doch zugibt hat mich ja doch überrascht. Aber es erklärt wieso die beiden immer so komisch sind. Ja, ich weiß, ich schnalle irgendwie spät. Okay … ist gar nicht Thema.
    Naja, ich glaube nicht das Vivian direkt an ihrer Beziehung zu Aster zweifelt, sie hat nur keinen Bock das Tante und anderen aufzutischen. Für sie ist das halt mehr eine Sache die nur sie und Aster was angeht, Aster hingegen will das halt mehr „öffentlich“ haben.

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